Wenn man den ganzen Körper mit Farbe einstreicht, erstickt man
Stimmt nicht. Die wohl berühmteste Inszenierung dieses Irrglaubens ist der James-Bond-Film "Goldfinger". In einer Szene, die damals sogar auf dem Titel des Magazins Time abgebildet wurde, findet 007, gespielt von Sean Connery, die Sekretärin Jill Masterson (Shirley Eaton) tot auf ihrem Bett. Deren Boß, der böse Auric Goldfinger (Gert Fröbe), hatte die untreue Lady zur Strafe "vergoldet". James Bond erklärt uns den Tod seiner Gespielin folgendermaßen: "Die Haut konnte nicht mehr atmen. Man hat von solchen Unfällen schon bei Tänzerinnen gehört. Der Goldüberzug ist nicht gefährlich, wenn man eine bestimmte Stelle am Rücken freiläßt, dann kann die Haut noch atmen."Die Macher des Films müssen von dieser Theorie ebenfalls überzeugt gewesen sein. Jedenfalls gingen sie sehr vorsichtig mit der Darstellerin Shirley Eaton um: Sie ist in der Szene nicht vollständig unbekleidet (wir befinden uns im Jahr 1964), und vorsichtshalber ließ man eine Fläche von etwa fünfzehn mal fünfzehn Zentimetern auf ihrem Rücken unvergoldet. Ein Ärzteteam überwachte die gesamte Aktion.Trotzdem hält sich hartnäckig bis heute das Gerücht, die Schauspielerin sei bei den Dreharbeiten auf eben genau dieselbe Art zu Tode gekommen wie die Figur, die sie verkörperte. Was allerdings durch die Tatsache widerlegt wird, daß Shirley Eaton noch putzmunter in acht weiteren Filmen mitwirkte, bevor sie sich ins Privatleben zurückzog. Seit den sechziger Jahren hat die Wissenschaft enorme Fortschritte gemacht. Heute wissen wir: Im Gegensatz zu niederen Tieren wie Würmern oder Schwämmen atmet der Mensch durch Mund und Nase, auch wenn manchmal immer noch Gegenteiliges behauptet wird (etwa auf einem Aushang in einer Hamburger Sauna, in dem es heißt, wir würden sechzig Prozent des lebenswichtigen Sauerstoffs über die Haut aufnehmen). Tatsächlich beträgt der Anteil der Hautatmung lediglich ein Prozent, eine Verstopfung der Poren wäre also atemtechnisch kaum von Belang.Das heißt freilich nicht, daß Aktionen Ö la Goldfinger gesundheitlich völlig unbedenklich wären: Giftige Inhaltsstoffe der Farbe könnten in den Körper gelangen, und außerdem wird durch eine Versiegelung der Haut das Schwitzen verhindert, es besteht also die Gefahr einer Überhitzung. Als Mordmethode scheidet das Verfahren jedoch definitiv aus.
Quelle: http://www.zeit.de/stimmts/1997_33_stimmts.html
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Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)
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Christine hat am 28. September 2002 um 15:49 Uhr geschrieben:
Von der Großmutter mit den schönsten Beinen der Welt
Marlene Dietrich berichtete von einem Fast-Unfall bei den Dreharbeiten zu "Kismet". In einer Szene tritt sie als Tänzerin auf, deren Beine "vergoldet" sind. Da die Szene nicht beim ersten Mal gelang, mußte natürlich auch die Bemalung auf den Beinen bleiben. M.D. berichtete, daß ihre Beine ganz kalt geworden wären und sie zunehmende Schwierigkeiten bei den Bewegungen gehabt hätte. Aus Disziplin verbarg sie diese Schwierigkeiten. Später hat ein befreundeter Arzt sie deswegen gerügt, da sie in dem Moment ihre Beine hätte verlieren können.
In diesem Fall ging es also weniger um Mord, als darum, daß die Bemalung des Körpers oder von Körperteilen zu irreparablen Gesundheitsschädigungen führen kann.
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Marconia hat am 04. Februar 2003 um 17:07 Uhr geschrieben:
wunderbar erklärt
Gute Sache, das musste auch mal gesagt werden.
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Flumpsi hat am 11. Februar 2003 um 12:40 Uhr geschrieben:
Doch!
Wenn man den ganzen Körper in eine zusammenhängende Goldhülle eingießt, die zu stabil ist, als daß die Brustkorbmuskulatur sie dehnen könnte, erstickt man, weil man einfach nicht mehr durch die Lunge atmen kann.
Ok, das liegt dann nicht an der Hautatmung, die ist natürlich doch ein Ammenmärchen.
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Besserwisser hat am 20. Februar 2003 um 11:06 Uhr geschrieben:
Ich hab da w...
Die Haut atmet doch aber auch, wenn ich im Bio- Unterricht nicht falsch gehört habe. diese atmung dieht aber mehr der Temperaturregulierung als der eigendlichen Respiration. Wichtig ist diese Hautatmung schon.
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Ba´alzamon hat am 08. Juli 2003 um 01:29 Uhr geschrieben:
goldfinger
wenn mich nicht alles trügt, wurde jill masterson mit gold überzogen, nicht mit farbe (die rolle, nicht die schauspielerin!).
und so ein goldüberzug ist sehr tödlich, bedenkt man mal die temperatur, bei der gold schmilzt...
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Groovemonkey hat am 27. April 2004 um 21:39 Uhr geschrieben:
Tauchen?
Schon mal getaucht??? Allein das sollte einem zu denken geben, denn unter Wasser ist der Körper ebenfalls hermetisch von der atmophärischen Luft abgeschlossen. Trotzdem ist noch niemand an Hauterstickung im Wasser gestorben.
Selbst wenn man annehmen würde, dass es der menschlichen Epidermis möglich wäre den im Wasser gelösten Sauerstoff aufzunehmen und im Sinne einer Kiemenatmung zu verwenden, dann solle man es doch mal in einer sauerstoffarmen Flüssigkeit versuchen (Moorpackung oder Bodypainting). Auch dort ist noch niemand an Hauterstickung gestorben.
Was bei Marlene Dietrich passiert ist, würde ich persönlich mit "psychosomatisch" oder mit "Kontaktallergie" erklären. Einige Allergene rufen Taubheitsgefühle und Druchblutungsstörungen hervor, was man ja bei der rückständigen Allergieforschung der 50er und 60er Jahre nicht unbedingt wissen konnte.
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Firebrat hat am 06. April 2005 um 13:13 Uhr geschrieben:
@Be alzamon + Erhitzung
Hase, beim Vergolden muß man das Gold nicht erhitzen.
Es ist so weich, daß man es als Blattgold auftragen kann. Im Elektrikbereich setzt man einen Goldstift ein, um Kontakte zu vergolden. Wie des Funktioniert, weiß ich aber nicht.
Der Überhitzungseffekt ist allerdings stärker, als oben angegeben. Bei Außentemperaturen oberhalb der Körpertemperatur iwirkt das dann schon tödlich
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