Ammenmärchen über den Frühling: Was wirklich stimmt

Ammenmärchen über den Frühling

Etwas liegt in der Luft und das Wetter verbessert sich merklich: Es wird wärmer und die Sonne scheint wieder länger. Beobachtet man die Natur aufmerksam, kann man die ersten Frühblüher entdecken und alles scheint in neuen Schwung zu kommen und „aufzublühen“. So auch der Mensch, der die bekannten „Frühlingsgefühle“ erlebt. Doch dieser „Zauber“ lässt sich recht einfach wissenschaftlich enttarnen.

Die Jahreszeit und das menschliche Verhalten

Immer wieder wird behauptet, im Frühling leben die Gefühle wieder auf – die Menschen werden aktiver, wollen nach draußen und begeben sich auf Partnersuche. „Frühlingsgefühle“ nennt das der Volksmund. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass das menschliche Aktivitätsniveau durch eine erhöhte Sonneneinstrahlung angehoben wird – vermittelt wird dieser Effekt durch die Haut und durch die Augen. Die Behauptung, im Frühling würden die Hormone verrückt spielen, ist jedoch ein Ammenmärchen und völliger Unsinn. Das „gute Gefühl“ im Frühling lässt sich ganz einfach erklären.

Vitamin D, Melatonin und Serotonin

Trifft Sonnenlicht auf die Haut, bildet der menschliche Körper Vitamin D. Mangelt es dem Körper an Vitamin D, fühlt sich der Mensch schwach und träge – wie so häufig im dunklen Winter. Zu viel Melatonin macht den Menschen ebenfalls träge. Dieses Hormon wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und regelt den Wach-Schlaf-Rhythmus. Mehr Helligkeit sorgt somit für eine geringere Melatoninproduktion, man kommt mit weniger Schlaf aus und fühlt sich frischer: Die Trägheit sinkt im Frühling. Wärme und Licht sorgen außerdem für einen erhöhten Ausstoß des Glückshormons Serotonin, man fühlt sich beschwingter und fröhlicher. Da der Anteil des Schlafhormons sinkt, steigen auch Adrenalin und Dopamin: Die antreibenden Hormone machen den Menschen agiler, man fühlt sich frischer, will nach draußen und aktiv sein.

Hormone, optische und olfaktorische Reize

Dass im Frühling die Geschlechtshormone verrückt spielen, mehr geflirtet wird und gerade bei Männern das Testosteron überläuft, ist gänzlicher Unsinn. Geschlechtshormone sind seit Millionen von Jahren reguliert und spielen somit auch im Frühling nicht verrückt. Die sogenannten Frühlingsgefühle haben eher psychologische Hintergründe: Wenn die Natur erwacht, erwacht der Mensch als Teil von ihr natürlich auch. Aufgrund von Licht und Sonne fühlt man sich, wie bereits erwähnt, besser, beschwingter und auch mehr in die Natur beziehungsweise nach draußen gezogen, als im Winter.

Hinzu kommen optische Reize: Man ist nicht mehr in dicke Mäntel und Schals eingehüllt, sondern kann wieder luftigere Kleidung tragen, die dann eben für den einen oder anderen Reiz bei den Geschlechtern sorgt. Überdies bekommt man im Frühling wieder helle und kräftige Farben zu Gesicht – all das sorgt für gute Stimmung und positive Gefühle. Neben der Optik bemerkt auch die Nase das Aroma des Frühlings, was für eine Stimmungsaufhellung sorgt. Der modernde Geruch von schneebefreiter Erde, Gras und Laub ist bei jedem Menschen seit der Kindheit fest im Gehirn verankert und somit weiß jeder: Wenn es so riecht, dann kommt der Frühling.

(Bild: Petra Louise – Fotolia)

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