Irrtümer über das Lernen 16.10.2012
Bildung spielt im internationalen Wettbewerb eine immer größere Rolle. Die Ausbildung von Heranwachsenden wird zielgerichtet angelegt. Wirtschaftliche und pragmatische Überlegungen rücken dabei zunehmend in den Vordergrund. Bereits Grundschulkinder leiden unter Versagensängsten. Viele Mythen rund ums Lernen zeigen jedoch, dass Eltern und Kinder entspannt bleiben können.
Mit Druck lernt es sich am besten
Viele Schüler und Studenten lernen oft erst kurz vor einer Prüfung. Bei Studierenden steigt der Druck seit der Umstellung des Studiensystems in kürzerer Zeit immer mehr Klausuren zu bewältigen. Das intensive und kurzfristige nur auf den jeweiligen Test ausgerichtete Einstudieren von Inhalten wird gerne als Bulimie-Lernen bezeichnet.
Lernforscherin Elsbeth Stern erklärt, dass diese Art sich Wissen einzupauken nur funktioniert, wenn bereits ausreichend Kenntnisse vorhanden sind, auf die man aufbauen kann. Wer hingegen unter zeitlichen Stress komplexe Sachverhalte begreifen möchte, wird wahrscheinlich scheitern. Der weitverbreitete Mythos, dass es sich unter Druck besonders gut lernen lässt, ist deshalb ein Irrtum. Die Lernexpertin rät Eltern, bei ihren Kindern für eine entspannte Lernatmosphäre zu sorgen. Nur so könnten Denkblockaden abgebaut werden und der Stoff langfristig im Gedächtnis haften bleiben.
Frühförderung für Kinder
Bei Kleinkindern soll das Gehirn besonders aufnahmefähig sein und Synapsenvernetzungen über den späteren Erfolg der Heranwachsenden entscheiden. Gerade in Asien wird deshalb mit der Frühförderung schon im Windelalter begonnen.
Der Göttinger Neurobiologe Gerald Hüther beruhigt verunsicherte Eltern jedoch. Eine spezielle Förderung im jüngsten Alter ist seiner Meinung nach, nicht notwendig. Am wichtigsten für die Entwicklung sei zunächst eine stabile emotionale Bindung zu den Eltern herzustellen. Beim freien Spiel würden die Kleinen außerdem Erfahrungen machen, die kein pädagogisches Lernprogramm ersetzen kann.
Lernen im Alter ist mühselig
Gerne wird das Sprichwort verwendet, „was Hänschen nicht lernt, dass lernt Hans nimmermehr.“ Dennoch schreiben sich immer mehr Senioren in Universitäten ein, lernen eine Fremdsprache oder eignen sich Computerkenntnisse an.
Vor allem im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich lernen Erwachsene sogar leichter als Kinder, da sie ein entsprechendes Vorwissen mitbringen. Heranwachsende haben allerdings Vorteile, wenn es um automatisierte Verhaltensweisen geht. Denn vollständig sozialisierten Menschen fällt es schwerer, sich auf ungewohnte Umgangsformen einzustellen.
(Bild: Pål Berge/ Wikipedia unter CC BY 2.0)
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