Frauen sind eifersüchtiger als Männer

Erstellt von Dolphin am 10. Dezember 2002 um 16:06 Uhr

Vorurteil: Stimmt es oder stimmt es nicht?
Frauen sind eifersüchtiger als Männer

Von Wolfgang Hars
Stimmt nicht. Biologisch sind die Männer das eifersüchtige Geschlecht. Auch wenn in Hollywood-Filmen immer wieder das Gegenteil behauptet wird, scheint in dem Klischee von der eifersüchtigen Ehefrau beim Mann der Wunsch der Vater des Gedankens zu sein. Anders wäre es nämlich nicht zu erklären, dass Männer im Laufe der Evolution ein richtiggehendes biologisches Verteidigungsarsenal gegen untreue Gefährtinnen aufgefahren haben, das es locker mit den Marines aufnehmen kann.

Die Biologen betrachten die sexuelle Eifersucht als eine biologische Strategie, um den eigenen Zeugungserfolg sicherzustellen. Ein Spiel, bei dem der Mann im Nachteil ist, da er sich, im Gegensatz zur Frau, seiner Vaterschaft nie sicher sein kann und daher Verteidigungsmaßnahmen entwickelt hat. Für diese Theorie spricht etwa, dass ein Mann mit einem einzigen Samenerguss je nach Tagesform bis zu 600 Millionen Spermien auf die Reise zum Ei schicken kann. Eine Menge, von der aber allerhöchstens eine Auswahlmannschaft von etwa 200 Samenzellen ins Endspiel kommt.

Die Spermienzahl im Ejakulat eines Mannes ist nahezu dreimal so hoch, wenn er von seiner Frau längere Zeit (in der sie theoretisch von einem anderen hätte geschwängert werden können) getrennt war. Dabei ist es irrelevant, wann er das letzte Mal einen Orgasmus hatte, entscheidend ist, wann er das letzte Mal mit seiner Frau geschlafen hat. Schon der Verdacht der Untreue bewirkt eine erhöhte Spermienproduktion bei Männern. Die während des Geschlechtsverkehrs erzeugte Spermienzahl fällt umso höher aus, je stärker ein Mann an der Treue seiner Frau zweifelt.

Die evolutionäre Logik der Eifersucht ist leicht nachzuvollziehen: Ein Mann, der unwissentlich ein Kind großzieht, das ein anderer gezeugt hat, erleidet - evolutionär gesehen - einen hohen Schaden. Er hat sich um den Nachwuchs eines anderen bemüht und dadurch seinen eigenen Genen die Möglichkeit der Fortpflanzung genommen. Folglich sorgen sich Männer stärker darum, ob ihre Frau mit einem anderen Mann geschlafen hat, während Frauen mehr an der ungeteilten Aufmerksamkeit und Zuneigung des Mannes interessiert sind, um nicht den Zugang zu seinen "Ressourcen" wie Geld, Status und Schutz vor anderen Männern zu verlieren.

Untreue wirkt sich auch auf das genetische Schicksal der Geschlechter unterschiedlich aus. Während eine Frau stets sicher sein kann, dass das Kind, das sie gebärt, ihre Anlagen trägt, läuft ein Mann Gefahr, dass das Kind, das seine Frau gebärt, Anlagenträger eines Rivalen ist. Seine eigenen Gene sind dann vom Aussterben bedroht. Diese Gefahr droht der Frau beim Ehebruch ihres Mannes nicht. Die Untreue ist also für das genetische Überleben ihres Mannes lebensbedrohlich und stellt einen Grund dar, eine wirksame Vorbeugestrategie zu entwickeln, um etwaigen väterlichen Fehlinvestitionen gegenzusteuern.

Quelle: http://gesund.t-online.de/gesu/aktu/kolu/ar/CP/ar-03-eifersucht.html


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Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)

  1. holger hat am 23. Januar 2003 um 21:52 Uhr geschrieben:
    "Wenn die Fakten nicht mit deiner Theorie übereinstimmen,...
    ... dann schaff dir die Fakten vom Hals", wie eine schöne ironische Persiflage eine unschöne Neigung mancher "Wissenschaftler" karrikiert. Wolfgang Hars geht freilich noch einen Schritt weiter und hält sich gar nicht erst mit irgendwelchen Fakten auf, sondern erklärt seine hübsche Theorie selbst zum Fakt. Das nennt man Fortschritt!

    Um es vorwegzunehmen: Ich halte Eifersucht nicht für geschlechtsspezifisch, auch wenn Männer und Frauen möglicherweise unterschiedlich eifersüchtig sind. Das freilich weiß ich nicht, sondern kann es nur vermuten (s.u.).

    Zunächst noch ein Wort zu Wolfgang Hars Vorgehensweise: Zum Nutzen seiner Argumentation beschränkt er "Eifersucht" auf etwas, was er "biologische Eifersucht" nennt. Keine Ahnung, ob ernsthafte Biologen eine solche überhaupt kennen, aber sicher kann man sich, anhand dessen, was Hars dazu schreibt, darunter etwas vorstellen. Jedes Individuum einer Spezies ist darum bemüht, die Vererbung seiner Gene zu gewährleisten. Das ist unsere biologische "Aufgabe" und natürlich hat die Evolution uns mit dem dafür sinnvollen Instrumentarium ausgestattet. Ob man diesen Vorgang zurecht "Eifersucht" (ob mit oder ohne den Zusatz "biologische" versehen) nennen kann, wage ich zu bezweifeln. Unsere Fruchtbarkeit und Überlebensfähigkeit hat kaum weniger entscheidenden Anteil an der Verbreitung unserer Gene, hat aber sicher nichts mit "Eifersucht" zu tun. -- Nun gut, das MAG man noch Ermessungssache nennen.

    Weniger Ermessungssache ist aber Hars Vorgehensweise, indem er die von ihm eingeführte "biologische Eifersucht" mit der jedermann vertrauten gleichsetzt, bzw. letztere stillschweigend durch erstere ersetzt (die zwei wichtigsten Gründe dafür dürften klar sein: erstens hätte er sonst seinen "brisanten" Artikel nicht schreiben können und zweitens ist das allgemein als "Eifersucht" bekannte Phänomen nicht quantifizierbar und entzieht sich so der Erforschbarkeit in seinem Sinne). Tatsächlich ist es ja so, daß das, was Hars als "Eifersucht" beschreibt, das Zusammenleben zweier Partner nicht weiter beeinträchtigt. Die allgemein als solche bezeichnete Eifersucht dagegen schon. Oder anders ausgedrückt: Auch ein Mann, der vergleichsweise uneifersüchtig ist, gibt pro Ejakulation seine 600 Mio Spermien von sich. Das ist biologisch einfach so und kennzeichnet keineswegs einen besonders eifersüchtigen Partner.

    Das allgemein als "Eifersucht" bekannte Verhalten dagegen hat weniger die Verbreitung der eigenen Gene zum Antrieb als vielmehr schlicht Verlustangst. Sie gründet auf der Angst, den Partner zeitweise oder ganz an einen Konkurrenten zu verlieren und mit dieser Untreue nicht zurechtzukommen. Diese Art der Eifersucht hat also nichts mit der Spermienzahl zu tun und steht daher auch Frauen zur Verfügung. Neben der tatsächlich weit verbreiteten Angewohnheit, eine verlockende Gelegenheit zur Untreue nicht immer auszuschließen (und so seinem Partner guten Grund zur Eifersucht zu geben), geht es hier vorrangig um Selbstbewußtsein und Stärke. Wer beständig Angst hat, sein Partner würde ihn bei der ersten sich bietenden Gelegenheit verlassen und wer Angst hat, einen solchen Verlust nicht ertragen zu können, wird natürlich mit besonderem Argwohn über der Treue seines Partners wachen -- und möglicherweise in paranoider Voreiligkeit "seine Rechte" verteidigen. Und nichts anderes ist es, was gemeinhin mit "Eifersucht" bezeichnet wird.

    Eifersucht ist also -- richtig (und nicht biologisch verkopft) verstanden -- nicht durch die Spermienproduktion meßbar, sondern zurückzuführen auf Selbstbewußtsein und Angst. Da auch heute noch in unserer Gesellschaft die Rollen von Mann und Frau ungleich stark sind und auch die Rollenmodelle sich spezifisch unterscheiden, kann es gut sein, daß Frauen eifersüchtiger sind als Männer. Das aber nicht aufgrund ihres Geschlechtes, sondern aufgrund von Unsicherheiten, denen sie in ihrer Rolle leichter unterliegen als Männer.

  2. lars hat am 24. Januar 2003 um 12:42 Uhr geschrieben:
    aber...
    mag alles schön und gut sein,allerdings war meine ex trotzdem krankhaft eifersüchtig und hat phasenweise ein verhalten an den Tag gelegt das ich noch nie bei irgendeinem mann gesehen habe.

  3. XXXX hat am 06. Februar 2003 um 23:18 Uhr geschrieben:
    zu holger
    bin mir jetzt nicht ganz sicher(tendiere eher zu ja), ob biologen das als "eifersucht" bezeichnen, die entsprechenden überlegungen entsprechen aber soweit den tatsachen.

    in wie weit nun hars das diese überlegungen auf die "normale" eifersucht übertragen hat, weiß ich nicht, der text dolphin macht mir jedoch eher den eindruck, als hätte man ein paar nüchterne wissenschaftliche fakten unter eine sensationgeile überschrift gesetzt.

  4. Flurpsi hat am 11. Februar 2003 um 14:07 Uhr geschrieben:
    Meine zwei Cent
    Ich gebe Holger recht.

    Schön, es gibt biologische Eifersucht zwischen Spermien. Wenn die so gut funktioniert, dann braucht der Mann ja keine bewußte Eifersucht mehr zu fühlen, gell? Wäre die männliche Eifersucht umgekehrt so biologisch begründet, hätten sich die Männer den Aufwand mit den Spermien sparen können. Die Argumentation des Artikels ist nicht zwingend.

    Gefühlte Eifersucht ist vor allem eine psychologische und soziologische Sache, wie auch aus den Vorgängerkommentaren hervorgeht. Es gibt ja auch Gesellschaften, in denen es keine monogamen Beziehungen und damit auch keine Eifersucht, (aber trotzdem reichlich Männer und Frauen :-) gibt. Will heißen: Erziehung und Geschlechterrollen spielen dabei eine wesentlich größere Rolle als die Chromosomen.



  5. seabear hat am 05. Oktober 2003 um 14:00 Uhr geschrieben:
    Wir Männer sind Schuld.
    Klar sind Frauen eifersüchtiger. Wir geben ihnen ja auch genug Gründe. Wenn wir so blöd sind, offen mit anderen zu flirten, so dass die eigene es merkt oder zu blöd sind, korrekt und ohne Widersprüche zu Lügen, müssen die armen Frauen ja leiden. Nehmen wir uns an ihnen ein Beispiel! Sie lügen und betrügen und ihre Männer merken fast nie was. Oder habt ihr Mitmänner schon mal erlebt, wie und wann eure Frau fremd geht? Dafür fehlt uns das Feingefühl. außerdem sind wir zu überheblich ("Meine Frau geht NIIEEEE fremd") und zu dumm (Wer ist nicht schon einmal von der Frau eines anderen angemacht worden? Habt ihr danach ihrem Mann bescheid gesagt? Warum nicht? Habt ihr daraus schon mal Rückschlüsse auf eure eigene Beziehung gemacht? Auf einer Weide fressen alle Kühe Gras, nicht nur eine.)

  6. ricola hat am 27. Februar 2005 um 16:18 Uhr geschrieben:
    Frauen haben mehr Gründe
    Angenommen die von Hars aufgezählten Fakten sind wahr, haben Frauen dann nicht viel mehr Gründe eifersüchtig zu sein? Schließlich will der Mann ja unbedingt seine Erbanlagen retten. Muss frau da nicht Angst haben, dass er das nicht nur bei ihr versucht?

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