"Bier auf Wein, das lass sein - Wein auf Bier, das rat ich dir!"

Erstellt von Arie am 27. November 2001 um 13:06 Uhr

Stimmt nicht. Viele Sprüche ranken sich um die Verträglichkeit alkoholischer Getränke, und alle sind, wie der Alkohol selbst, mit Vorsicht zu genießen. Der Spruch mit dem Bier und dem Wein ist in anderen Ländern unbekannt. Die Franzosen zum Beispiel haben statt dessen ein Sprichwort, das sich auf das Durcheinandertrinken von Rot- und Weißwein bezieht: "Blanc sur rouge, rien ne bouge - rouge sur blanc, tout fout le camp." Was soviel bedeutet wie: Weiß auf Rot ist gesund für den Magen, während es bei der umgekehrten Reihenfolge zur Rebellion der Innereien kommt.Wissenschaftlich haltbar sei dies nicht, beteuert HervÇ This-Benckhard, ein französischer Wissenschaftler, der durch sein Buch "Rätsel der Kochkunst - naturwissenschaftlich erklärt" bekannt geworden ist.Auch Hans-Joachim Pieper, Professor für Gärungstechnologie an der Universität Hohenheim ("Ich bin der einzige verbeamtete Berufsalkoholiker des Landes Baden-Württemberg"), hält solche Sinnsprüche für "ziemlichen Quatsch". Er hat auch keine Bedenken dagegen, verschiedene Alkoholsorten durcheinanderzutrinken, solange es mäßig geschieht. Generell gelte: Je reiner der Alkohol, um so besser für das Wohlbefinden. Am gesündesten seien Klare wie Wodka oder Doppelkorn. Im übrigen plädiert er ausdrücklich für den Genuß alkoholischer Getränke: "Die Leute im Mittelalter haben schon gewußt, warum sie Wein statt Wasser getrunken haben!" Wein sei nämlich stets frei von schädlichen Keimen.Ein weiterer professioneller Alkoholexperte, Professor Anton Piendl vom Institut für Brauereitechnologie der TU München, glaubt ein Fünkchen Wahrheit in dem Trinkspruch entdecken zu können: Wenn man zuerst eine größere Menge Bier trinkt, das ja einen erheblich geringeren Alkoholgehalt als Wein hat, schafft man sich eine "Grundlage", ähnlich wie durch eine ausgiebige Mahlzeit. Dadurch trifft der höherprozentige Wein nicht auf einen nüchternen Magen, und der Alkohol gerät langsamer in den Blutkreislauf. Daß umgekehrt Bier auf Wein immer schädlich sei, ist aber sicherlich falsch: Erfahrene Weinfreunde trinken nach einer ausgiebigen Weinprobe gern ein kühles Pils, ohne über besondere Nebenwirkungen zu klagen.

Quelle: http://www.zeit.de/stimmts/1997_46_stimmts.html


Bookmark

Seite bei Mister Wong bookmarken Seite bei Linkarena bookmarken Seite bei Delicious bookmarken Seite bei Yahoo bookmarken Seite bei Google bookmarken

Bewerten

12345
3.00 (3 Stimmen)

Weitere Ammenmärchen aus "Ernährung & Nahrungsmittel"

Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)

  1. Corvus der Streuner hat am 14. Mai 2003 um 18:56 Uhr geschrieben:
    Wie auch immer
    Jedenfalls ist Alkohol definitiv KEIN Durstlöscher! Auch wenn bei manchen Sportveranstaltungen (z.B. Marathon) Bier-Kupons ausgegeben werden.

  2. Sophie hat am 27. Mai 2003 um 13:25 Uhr geschrieben:
    der spruch hat einen gesellschaftlichen hintergrund
    und zwar dass man zwar aufsteigen sollte (wein auf bier - wein ist der gesellschaftlich hoeher anerkannte alkohol) aber es vermeiden sollte, wieder abzusteigen (bier auf wein).

  3. Saufsack hat am 06. Januar 2004 um 03:42 Uhr geschrieben:
    Issmirübel
    Tja, was soll ich sagen. Bei mir stimmt das Sprichwort.
    L E I D E R !!!
    Aber es ist tatsächlich so das, wenn ich Bier auf Wein trinke mir wesentlich schneller schlecht wird und ich am anderen Tag ziemlich kaputt rumliege.
    Im umgekehrten Fall ist alles O.K.

    ...Hmmm, vielleicht sollte ich mal nen Arzt konsultieren!!!
    Hat mal jemand 10 Eus für mich?

  4. Klugscheißer hat am 18. Januar 2004 um 02:22 Uhr geschrieben:
    medizinische Begründung
    Hab mal von einem Arzt gehört, das der Magenpförtner, der den Mageninhalt in normalerweise jeweils kleinen Protionen in den Dünndarm durchlässt, durch Bier dazu angeregt wird, die Portionen zu vergrößern. Es geht also viel mehr auf einmal in den Dünndarm. Wenn man nun Bier auf Wein trinkt, schwappt die ganze saure blubbrige Alksuppe auf der Stelle durch in den Dünndarm und der ist davon meist etwas überfordert. Wein enthält ja meist auch mehr Alk als Bier. Wein hat nach Aussage des Arztes auf den Magenpförtner eher einen gegenteiligen Effekt als Bier, daher kommt Wein auf Bier meist auch nicht ganz so fatal wie umgekehrt. Kommt aber wohl auch etwas auf die Trinkgeschwindigkeit an.

    Grüsse vom Klugscheißer!

  5. marita hat am 02. Mai 2004 um 11:52 Uhr geschrieben:
    Gesellschaftlicher Aufstieg
    Auch ich habe gehört, daß es damit zu tun hatte, daß die weniger betuchten Leute Bier tranken, und nur bei einem gesellschaftlichen Aufstieg zu wein "kamen". Man sollte also laut diesem Spruch nicht mehr zum Bier zurückkehren, da dies einen wieder in die niedrigere Gesellschaftsschicht absteigen lässt.

  6. Freddy hat am 02. Oktober 2004 um 16:09 Uhr geschrieben:
    Schmeckt ganz einfach nicht!!!
    Heidi. Schon mal ein Bier und danach ein Glas Wein getrunken??? Durch den Bier-Geschmack wird der gesamte Wein-Geschmack versaut. Andersrum gehts besser weil der Wein einen nicht so starken Eigengeschmack hat.

  7. Hagen hat am 28. Januar 2005 um 01:20 Uhr geschrieben:
    Das mit dem Wein...
    liegt vielleicht auch am Geschmack. Als uns mal nach einem deftigen Saufgelage der Weißwein ausging und nur noch eine Flasche Roter übrig war, konnte kaum einer einen Schluck davon runterkriegen - und das will nach so einer Menge Alk schon was heissen. An der Qualität lags jedenfalls nicht. (Was sonst noch an dem Abend passiert ist will ich jetzt nicht erzählen)

Dein Kommentar

Bitte nur Ziffern eingeben!