Fastnacht ist die Austreibung des Winters

Erstellt von Capalio am 22. Februar 2003 um 11:43 Uhr

Dieses Ammenmärchen wurde von den Nazis verbreitet. Sie gaben an, Fastnacht wäre die Austreibung der bösen Wintergeister durch germanische Heiden gewesen. Stimmt nicht, die verschiedenen Arten (Karneval, Fastnacht, Fassenacht, Fasching) haben alle andere Ursprünge, zum Beispiel in Mainz die Franzosenzeit, die 1815 blitzartig zu Ende ging und so zum Unmut des Volkes führte (politisch-literarische Fassenacht).


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Kommentare zu diesem Ammenmärchen (Kommentar schreiben)

  1. holger hat am 23. Februar 2003 um 13:51 Uhr geschrieben:
    wird erst seit 1815 gefastet?
    So stimmt das auf keinen Fall. Fastnacht hängt zunächst einmal, wie schon das Wort andeutet, mit der christlichen Fastenzeit zusammen. Da wurde einfach nochmal einer draufgemacht, ehe gedarbt werden mußte.

    Ferner sind Karnevalsbräuche ebenso z.B. im Italien der Rennaissance und davor bekannt, lange bevor es die Franzosen dort hinzog. Soweit ich mich entsinne, gibt es sogar Hinweise auf Karneval im alten Rom.

    Anthropologisch/ethnologisch betrachtet ist Karneval (als nicht-christlicher Brauch) wohl eng verbunden mit der heute noch üblichen Bezeichnung der kalendarischen Zeit, in dem er stattfindet: "Zwischen den Jahren". Nach der Wintersonnenwede war das alte Jahr zwar vorbei, doch solange der Frühling noch nicht eine "Wiederbelebung" des neuen Jahres anzeigte, hat dieses neue Jahr eben auch noch nicht so recht angefangen. Was immer in dieser Zeit passierte, gehörte also nicht mehr in die Ordnung des alten Jahres aber auch noch nicht in die Ordnung des neuen. Dieser Zustand gab den Menschen eine Art von "Narrenfreiheit", was sie taten, ließ sich nicht ahnden, denn es geschah in einer Art rechtsfreiem Zustand. Diese Denkweise scheint recht universell zu sein, weshalb sie weltweit anzutreffen ist. Auch, weil auf diese Weise Dinge gesagt und getan werden konnten, die mit dem durch den Frühling markierten faktischen Beginn des neuen Jahres keine Geltung mehr hatten. Man kann also in dieser Zeit Dampf ablassen (Fastnacht war bei uns einmal höchst politisch, man beachte nur die Persiflage der alten Ordnung durch Ernennung eines Karnevalsprinzen und einer -prinzessin! -- das alles diente der Kartharsis), den anderen seine Meinung sagen oder zeigen -- und wenig später wieder völlig gesellschaftskonform miteinandern umgehen.

    Ob Fastnacht etwas mit der Austreibung des Winters zu tun hat, weiß ich nicht. Zeitlich ist das naheliegend, zumindest eine Verbindung zwischen karnevalesker Fastnacht und Winteraustreibung kann ich mir vorstellen. Aber die Franzosen haben ganz bestimmt damit nichts zu tun.

    Eine Einschränkung noch: Möglicherweise ist die Bezeichnung "Fastnacht" in Capalios Posting falsch gewählt und er meint die "Straßenfastnacht". Seit wann es z.B. den Straßenumzug in Mainz gibt, weiß ich auch nicht, Vielleicht geht er tatsächlich auf Feiern zum Ende der französischen Besetzung zurück -- allerdings werden auch in diesem Fall nicht nur äußerlich (Verkleidung, Karnevalsscherze) die zuvor schon bestehenden Karnvevals- und Fastnachtstraditionen und -bräuche eine wesentliche Rolle gespielt haben und die Abzug der Franzosen nur der äußere Anlaß gewesen sein.

  2. Harry hat am 26. August 2003 um 17:18 Uhr geschrieben:
    Ursprung geht weiter zurück
    Mit Fastnacht ist ursprünglich die Nacht vor der Fastenzeit, die dann bis Ostern geht, gemeint. Auch der Ausdruck Karneval deutet auf dieses
    Ereignis. Carne val oder auch Fleisch ade lädt den Fastenden ein, noch einmal richtig auf die Pauke zu hauen.
    Diese Zeit wurde dann vor allem im Rheinland dazu benutzt, um in der Narrenzeit die Besetzer zu narren. Die Funkenkostüme erinnern stark an die Soldatenuniformen der französischen Besatzer. Z.B. der "Stippefötscher Daanz" in Köln ist eine Verballhornisierung der Wachablösung
    der französischen Soldaten. Die Narrenfreiheit gegen die Obrigkeit wurde aber
    immer wegen des ursprünglich religiösen Kontextes zur Fastenzeit gewährt.

  3. jule hat am 13. April 2004 um 10:46 Uhr geschrieben:
    vierzigtägige Fastenzeit vor Ostern
    Fastnacht stammt nicht wie irrtümlich gemeint aus vorchristlicher Zeit, sondern hat ihren Ausgangspunkt voll und ganz im christlichen Jahresverlauf, wo sie von Anfang an das Fest vor dem Anbruch der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern bildeten, die mit dem Aschermittwoch beginnt.



  4. holger hat am 31. Mai 2004 um 19:21 Uhr geschrieben:
    @ jule
    Das kommt darauf an, was Du unter Fastnacht verstehst. Wir wissen nicht viel über die vorchristlichen Bräuche in Mitteleuropa, aber es scheint so, daß das Fasten tatsächich erst mit dem Christentum aufkam. Von daher ist die Fastnacht, soweit sie mit der Fastenzeit in Verindung steht, sicher christlichen Ursprungs...

    Nur, was die Fastenzeit, nicht erst seit 1815, auch auszeichnet, sind diverse Bräuche, die man gerne unter dem Begriff "Karneval" zusammenfaßt (der aber, wie mein Vorredner schon richtig darlegte, ebenfalls das christliche Fasten im Wort beinhaltet), die eindeutig auf die vorchristliche Zeit zurückgehen. Man bedenke etwa den Narrensprung, vor allem aber das institutionalisierte Spotten, den Schabernak etc., die schon im alten Rom bekannt waren. Derlei hat nichts mit dem Christentum zu tu, sondern geht auf, auf der ganzen Welt bekannte, Bräuche zur Zeit der Jahreswende, wenn das alte Jahr nach der Wintersonnenwende zuendegegangen ist, das neue aber noch nicht so recht angefangen hat, weil der Frühling eben noch auf sich warten läßt, zurück.

    Ausgelassenes Treiben (bis hin zum ungezügelten Geschlechtsverkehr) als Fruchtbarkeitsbräuche sollten das noch in den Startlöchern verharrende Landwirtschaftsjahr animieren, ein ebenso üppiges und fruchtbares zu werden. Andererseits entwickelte sich aus dieser Zeit "zwischen den Zeiten" (zwischen dem Ende des alten Jahres und dem sichtbaren Beginn des neuen) ein Gefühl des rechtsfreien Raumes. Erst, wenn mit dem sichtbaren Frühling das neue Jahr auch eine Wiederherstellung der Ordnung mit sich brachte, mußte man sich wieder an die Regeln halten. Damit war etwa ein Schäferstündchen (oder eine unflätige, spöttische Zote oder Beleidigung) nichtig, weil das dahinterstehende Übertreten der Ordnung stattfand, als die Ordnung nicht galt.

    Dieser vorchristlichen Rechtsauffassung mußten sich sogar die zuerst christlichen, später modern-zivilisierten Herren beugen und die "Narrenfreiheit" zu dieser Zeit respektiere. Man durfte gar die staatliche Obrigkeit schmähen, ohne daß Repressalien zu fürchten waren.

    Und das ging, wie gesagt, nicht auf die christliche Fastenzeit, sondern auf vorchristliche Brauchtümer zurück. Was wir heute also an Fastnacht am deutlichsten sehen, sind durchaus Reste vorchristlicher Gepflogenheiten, die sich bis heute, unter der Decke der christlichen Fastenzeit, erhalten haben.

  5. CLauS hat am 14. Januar 2005 um 10:30 Uhr geschrieben:
    Carne Vale?
    Der Name Karneval geht aber nicht auf Carne Vale zurcük, sondern auf die "Schiffswagen" (Narrenschiffe) - Wagen in Form von Schiffen, auf denen während der Saturnalien im alten Rom die Feiernden fuhren.
    (Schiffswagen = carris navalis)

  6. Domi hat am 16. Mai 2005 um 18:30 Uhr geschrieben:
    Fasnacht
    Bei uns in Imst (Tirol) ist die Fasnacht schon immer austreibung des Winters gewesen, ich habe auch beweise dafür gefunden.Mein Opa (87) hat gesagt dass es schon in seiner Jugend die austreibung des Winters war.Und die Figuren bei der unsrigen Fasn8 deuten auch auf die Winteraustreibung hin.

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